Romans 15

Text: Römer 15,1-13 Nun wird die Ermahnung, wie man einander aufzunehmen und sonderlich der Schwachen gebrechen zu tragen habe, mit dem Haupt = Exempel Christi bestätigt, wie Der sich Aller angenommen, und was Er damit ausgerichtet habe. Bei der Beobachtung Anderer Gebrechlichkeit, schwächerer Einsicht, weniger Freiheit, dünkt sich Mancher Stark zu sein; nun sagt der Apostel, wenn du es bist, so leiste den Erweis deiner Stärke im Tragen. Was einander Aufnehmen heißt, so lange man noch im Anfang einer aufzurichtenden Gemeinschaft steht, aus dem muß ein Tragen werden, wenn es Bestand haben soll, und wenn es sich mit des anderen Gebrechen nicht so bald gibt, als wir meinten. Wer sich davon entzieht, der verrät, daß es ihm an der Herzens Demut und Sanftmut fehlt, oder daß er Gefallen an sich selbst hat, und aus diesem Grund, sich in des Anderen Art zu schicken, und dessen weise zu dulden, sich so schwer bequemt. Aus diesem Gefallen an sich selbst kann eine schlimmere Krankheit werden, als des Schwachen gebrechen sind. Hingegen beweist es einen guten Schatz des Herzens, und ein tiefes Eindringen in die Liebe GOttes und deren Erscheinung in Christo, wenn Einer nicht aus Furcht und Gefälligkeit, sondern zu GOttes allgemeinem Wohlmeinen mitzuwirken, sein Gutes so anbringt, daß es dem Anderen auch zur Besserung gereichen und leichten Eingang bei ihm finden kann. Christus hat man hierin nicht nur als ein bloßes Beispiel, sondern auch als die Fülle der Gnaden und Gaben anzusehen, ohne Den und Dessen Vorgang, aber auch ohne Darreichung seines Geistes, wir weder Sinn noch Willen, noch Kraft zu solcher vertragsamen Liebe aufbringen könnten. O durch welch tiefen Erniedrigungs = Weg mußte Christus das Wohlgefallen GOttes an den Menschen wieder vermitteln. Was mußte er seinen ganzen Lauf hindurch, sonderlich aber in seinem letzten Leiden tragen, da Er in der Person derer da stand, und in ihrer Sache handelte, die den HErrn geschmäht hatten. Aber nicht nur im Gericht GOttes fiel auf diese weise viel Schmach auf Christum. Sondern das diese himmlische Weisheit auch anfing, ihre Kinder zu versammeln, so konnte sie es auch darin nirgends recht machen, sondern mußte sich über ihre Leutseligkeit im Suchen und Seligmachen des Verlorenen schmähliche Vorwürfe machen lassen, und auch über seiner Jünger anfängliche Gebrechlichkeit Manches leiden. Unter dergleichen Anstößen und davon zu besorgenden Ärgernis hat unser lieber Heiland immer in die Schrift gewiesen, oder auf die Wege GOttes vor uns, bei den Propheten, wie auch da der Apostel auf das, was zuvor zu unserer Lehre geschrieben ist. Denn bei der Welt kann man das freilich nicht lernen, weder in ihrem Umgang, noch in ihren, sonderlich heutzutage meist zum Prahlen geschriebenen Büchern. Aber GOtt ist Allem schon zuvorgekommen in dem Geduld = und Trostwort der Schrift. Dort ist auch allen bei Sammlung und Einrichtung der Kirche vorkommenden Versuchungen so vorgebeugt, daß man unter dem Gegenwärtigen Gebrechlichen nicht ohne Trost ist, und um des, der Hoffnung im Zukünftigen noch vorgehaltenen Guten willen mit Geduld tragen kann. Die Bezeichnung, daß GOtt eine GOtt der Geduld und des Trostes heißt, macht nach der Welt = Art nicht viel Glanz und Schimmer. Aber es ist doch schon viel Lob GOttes daraus erwachsen, und wird noch weiter in Ewigkeit daraus erwachsen. - Daß Paulus hier schon und im Weiterfolgenden so viel Gebet einfließen läßt, zeigt deutlich an, daß er wohl verstanden hat, daß der Punkt, über den sich unser lieber Heiland selbst so in das Gebet versenkt hat (Joh. 17), auch bei uns nicht anders als mit öfters erneuertem gebet aufgerichtet werden kann. Denn es legen sich Hindernisse entgegen, die mit Gebets = Kraft angegriffen werden müssen. Wem das einmütige Lob GOttes nicht am Herzen liegt, und wer selbiges nicht durch Vertragsamkeit zu fördern bedacht ist, der versteht das ganze Werk GOttes in Christo nicht recht. Haben die Juden Anfangs um der Wahrheit GOttes willen darin einen Vorzug gehabt, daß der liebe Heiland sich nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel gesandt bezeugte, so hat die nachmalige Predigt des Evangeliums unter allen Heiden doch aus Beiden eins gemacht, und sie im Lobe GOttes für seinen Gnade und für seine Wahrheit völlig vereinigt. Was hat der GOtt der Hoffnung noch an seinem ganzen Vorsatz auszuführen; und wie viel Freude und Frieden kann es uns bereiten, daß Der sein Werk im Großen und Kleinen nicht lassen wird! Text: Römer 15,14-24 Nun fängt der Apostel an, sich zum Beschluß seines Briefs zu wenden, und legt daher das Wohlmeinen mit demselben ihnen so an das Herz, daß es desto mehr Frucht schaffe, bis er etwa selbst zu ihnen komme. Von dem vorzüglicheren Teil in der Gemeinde zu Rom versieht sich der Apostel, daß sie teils ihre gute Beilage aus der Wiedergeburt, und der damit angelegte gute Schatz des Herzens, teils auch die - durch Übung im Wort GOttes, und durch Achtsamkeit im menschlichen Leben und Umgang sich erworbene Tüchtigkeit, schon ausrüsten werde, daß sie einander mit Ermahnen Handreichung tun könnten. Der Apostel aber hat sich doch durch die Gnade in ihm gedrungen gefunden, auch etwas beizutragen. Hat ein Apostel bei allem Triebe des Geistes und seinem Bewußtsein davon sich solche demütige und gelinde Erklärungen tun können, was will uns gebühren, wenn wir es auch noch so gut meinen. O wie muß man um ein Menschen = Herz herumgehen, wenn man es gewinnen will! Was hat GOtt nicht nur in der Sendung seines Sohnes, sondern auch in der Arbeit seines Geistes für eine herablassende Art gebraucht, und das Göttliche ins Menschliche verhüllt an uns gebracht. Aber wer es verachtet, der verachtet doch nicht nur Menschen, sondern GOtt, der seinen Geist in uns gegeben hat. Mit aller dieser Demut vergibt doch der Apostel seinem Amte nichts, sondern sagt, es sei ihm anvertraut, priesterlich und heilig mit dem Evangelium umzugehen, als woran die ehre des großen Hohenpriesters gelegen sei. Denn wie dieser unter Dahingebung seiner selbst zum Opfer, auch uns mit zu GOtt gebracht hat, so soll nun auch ein jeder in die Gnade des Evangeliums Berufener durch Alles das durchgeführt werden, worunter sich Christus für ihn geheiligt, und sich GOtt zum Opfer gegeben hat. Und so soll die gewünschte Nähe herauskommen, in die wir nun durch das Opfer und Blut JEsu gesetzt sind, und die Würdigkeit zum Dienst GOttes, die damit verbunden ist. An einem solchen Werk ein Mitarbeiter zu sein, bleibt immerhin rühmlich, es mag in der Welt Augen so unansehnlich scheinen, als es will. Bei allem Glaubens = Mut hat der Geist der Mäßigung sowohl sein Geschäft, als der Geist der Kraft, daher bleibt man so in der Nüchternheit und im Vermögen, es zu unterscheiden, wie weit der göttliche Trieb bei den Menschen reicht. Auf die Kraft des Heiligen Geistes setzt der Apostel das Meiste bei Aufrichtung des Glaubens = Gehorsams. - Von keinem Apostel hat man so sichere Schrift = Spur, daß er mit seinem Dienst am Evangelium in unsere europäischen Gegenden hereingereicht habe, als von Paulus, so wie auch das auf paulinischen Grund erbaute Reformations = Werk daselbst allermeist tiefe Wurzeln geschlagen. Die häufigen Versicherungen der Apostel vom Verlangen nach Erquickung an einander bezeugen genugsam, wie man auch beim Christentum nötig hat, einander freundlich zu begegnen. Zwischen die sonstige Tageslast und Hitze tut einem dergleichen Erfrischung wohl. Aber freilich sind hier nur kurze Erquickungsstunden. Das Sattwerden ist aufbehalten. Text: Römer 15,25-33 Er meldet von seiner vorhabenden Reise gen Jerusalem, und gedenkt derselben Absicht so, daß die Römer auch für sich eine sanfte Anmahnung an diese Notdurft der Heiligen nehmen könnten; bezeugt nochmals seine fröhliche Hoffnung, nach Rom zu kommen, und empfiehlt sich zu deren Erfüllung ihrer gläubigen Fürbitte. Auch der Armen Sorge und der Bestellung gesammelter Almosen hat sich dieser große Apostel nicht geschämt; hat es aber freilich auch mit einem solchen Glaubens =Auge angesehen, und mit solchen dem Evangelium würdigen Gründen belegt, daß es auch als ein Amts = Opfer, oder als ein Stück von der priesterlichen heiligen Behandlung des Evangeliums angesehen werden konnte. Wenn die Römer diesen Gründen selbst nachgedacht haben, so hat es eine zarte Willigkeit und Gefühl der Schuldigkeit bei ihnen rege machen können, woraus ein fröhlicheres Geben fließt, als alle noch so dringenden Empfehlungen nicht vermögen. Bei allem Fleiß und Eifer hat sich der Apostel doch in nichts übereilt, sondern bedächtig das Eine voraus abgemacht, daß ihm Niemand übel nachreden konnte, und auch die Frucht zu GOttes Ehre, und Förderung ihrer Glaubens = Gemeinschaft herauskomme. Daß ihn aber auf dieser Reise Manches Widrige treffen könnte, darüber war er nicht ohne manche Anzeige und Vermutung. Um so mehr empfiehl er sich der Römer Fürbitte, oder, wie er es bedächtlich ausdrückt: Helft kämpfen; stellt aber immer wieder auch sein bestes Vorhaben dem Willen GOttes anheim.
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